Wolf
von Sasa Stanisic
Ein Junge muss ins Ferienlager, die Mama muss arbeiten und hat niemanden. Fast alle aus seiner Klasse fahren mit. Auch Jörg. Auch Marco und die Dreschke-Zwillinge und Benisha. Gut, Benisha ist unbedingt gut, sie bringt den Jungen sogar fast dazu, Menschen zu mögen. Aber was Benisha gutmacht, gleichen Marco und die Dreschkes wieder ins Gegenteil aus und so bleibt dem Jungen nicht viel übrig, außer sich die eine Woche möglichst gut rauszuhalten, durchzutauchen und unsichtbar zu werden.
Aber dann kommt er mit Jörg in ein Zimmer, der immer im Fokus steht, der immer aufgezogen wird, der – egal, was er tut oder sagt – lächerlich gemacht und verspottet wird. Und plötzlich muss der Junge darum kämpfen, trotz all seiner Wut, trotz all der Ungerechtigkeit und Gemeinheit, die auf seinen Zimmerkollegen niederprasselt, stillzuhalten, wenn er nicht auffallen will.
„Wolf“ ist eine unfassbar differenzierte, großartige, verspielte und spannende Geschichte, die kein einziges der vorgefertigten Bilder zulässt, die wir in unseren Köpfen gespeichert haben. „Wolf“ erzählt, erfindet, fragt und gibt keine Antworten und unterhält und tröstet trotzdem oder gerade deshalb so maßlos, weil es all die Schattierungen und Graubereiche zulässt, die eine Geschichte erst wertvoll machen.
Sasa Stanisic ist ein so außergewöhnliches Buch gelungen, dass es unmöglich ist, es nicht zu lesen. Wie viel wir erleben können, wenn wir wagen, da zu sein, hinzusehen und zuzulassen, wie viel wir erleben können, wenn wir den Mut aufbringen, Angst und Freude und Menschen in all ihren Facetten zu verstehen und uns und ihnen zu vertrauen, das erzählt „Wolf“.
„Wolf“ ist eine unbedingte Empfehlung für jedes Alter!
Carlsen 2023
978-3-551-65204-1
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