Weihnachtsblog #1

Wie weihnachtelt man?

Johannes Kößler

Weihnachten?
Was ist eigentlich so schön daran? Der ganze Stress, die Eile, die Verzweiflung darüber, was noch alles zu tun ist. Wobei, das Bücher Schenken mag ich, den Geruch von Baum und Honigwachskerzen auch, das gemeinsame Spazierengehen und Spielen, das Kochen und Feiern, das mag ich auch. Und das Schmücken, das mag ich auch und das Gemeinsame. Aber wie weihnachtelt man, damit nicht zu viel Stress macht und dafür sehr viel Spaß?

Als ich ein Kind war, konnten wir immer durch die Milchglasscheibe unserer Wohnzimmertür sehen, wie sich – fast wie durch Zauberhand – die Kerzen am Baum, eine nach der anderen, erhellten.

Den Baum haben wir, Mama und Papa vorne im Opel Kadett, meine Schwester und ich auf dem Rücksitz, vorher von Onkel Bert und Tante Paula geholt. Die haben im Hoam gelebt mit ihrem Sohn Berti. Im Hoam, einem Hof, der seit Generationen von der Familie gehegt und gepflegt wurde, lebt jetzt nur mehr Berti und das uralte Bauernhaus ist vor Jahren ausgebrannt. Ich weiß noch, wie sich der Boden dort angefühlt hat, wo die Astlöcher waren, wo immer meine Murmeln reingerollt sind.

Am Tag, wenn wir den Weihnachtsbaum geholt haben, war die schmale Straße hinauf zum Hoam fast immer vereist. Es war später Nachmittag und schon dunkel und irgendwann, nachdem der alte Opel Kadett nicht mehr weiterkonnte, hat der Papa das Auto am Straßenrand stehengelassen, ist ausgestiegen und den Rest des Weges durch den, wie mir vorgekommen ist, fürchterlich dunklen Wald, hinaufgegangen.

Die Mama ist vorn gesessen, und wir hinten und haben Angst gehabt. Angst, ob der Papa sicher wiederkommt und ob wir eh nicht elendiglich erfrieren oder vielleicht sogar selber hinausmüssen in den dunklen, dunklen Wald. Irgendwann hat die Mama dann angefangen, Geschichten zu erzählen, Gedichte von Advent, Weihnachten, Nikolaus und St. Martin oder welche von Wilhelm Busch, Christine Nöstlinger oder Mira Lobe. Sie hat Weihnachtslieder gesungen und irgendwann, irgendwann haben wir mitgesungen.

Draußen rund ums Auto war es finster, der Wind hat gegen die Fenster gedrückt, an den Bäumen gezogen und gepfiffen und gezischt. Es war kalt. Aber das haben wir vergessen. Vergessen vor lauter Tönen und Reimen, Kobolden, Heiligen und Geistern, von denen uns Mama erzählt hat. Und irgendwann, wenn wir schon gar nicht mehr daran geglaubt haben, dass der Papa noch zurückkommen könnte, wenn uns zwischen den Gedichten unruhig geworden ist in unseren Knochen, da hat der Papa mit seinem Fäustling ans Fenster geklopft und die Mama und meine Schwester und ich sind hochgefahren aus den Sitzen, als ob der Blitz eingeschlagen hätte. Mama hat den Kofferraum aufgemacht und zwischen den Sitzen hat sich der Baum durchgeschoben und nur ganz kurz, ganz ganz kurz ist ein frischer, kalter Wind durchs Auto gepfiffen und uns ist aufgefallen, dass es im Auto gar nicht so kalt gewesen ist, im Gegensatz zu draußen.

Der Papa ist wieder eingestiegen, hat den Motor gestartet und ist langsam, ganz langsam und vorsichtig rückwärts die Straße wieder hinuntergerutscht. In mir drin war es still vor Ehrfurcht. Der Christbaum, direkt neben mir im Auto. Kein Gedanke hat sich gerührt in meinem Kopf vor lauter Wunder und Staunen bis wir wieder daheim waren und der Papa und die Mama den Baum hinaufgetragen haben in die Wohnung und wir irgendwann ein bisschen und viel zu lang später vor der Milchglasscheibe der Wohnzimmertür gestanden sind und dabei zugesehen haben, wie die Lichter sich, eins nach dem anderen, fast wie durch Zauberhand, entzünden und ein Ton erklingt, ein Glöckchen, so silbern und hell, wie ein Vogelzwitschern.

Vielleicht ist das Weihnachten. Die Geschichten, Gedichte und Lieder im Dunkeln. Das Lauschen, das „Draußen ist es kalt und hier drinnen sind wir zusammen“.  Vielleicht ist es das Loslassen und Wissen, dass wir sicher sind, weil wir füreinander da sind. Ich denke damit kann ich arbeiten.

Advent am See findet dieses Jahr mit Euch auf der Bühne statt. Da, wo sonst Manuel Rubey, Dirk Stermann und Michael Ostrowski singen und lesen, da seid heuer ihr, wir und alle anderen.

Bühne frei für die Allerbesten – nämlich Euch, unseren Kundinnen und Kunden! Ihr seid die Stars beim diesjährigen Advent am See. Seid dabei mit einem Beitrag Eurer Wahl. Ob ihr mit der Ukuele Euer Lieblingsweihnachtslied spielt, Eure Lieblingsgeschichte erzählt oder ein Blitztheater performt.

Meldet Euch an unter: bettina.wagner@seeseiten.at

Euer Beitrag wird von uns mit jeweils € 30,00 für unsere Spendenaktion „Österreich hilft Österreich“ belohnt. Wir freuen uns seitenweise auf Eure kreativen Beiträge und auf einen unvergesslichen Abend!

Wann: 30.11., ab 17 h mit Glühwein und Keksen und Musik

Wir freuen uns seitenweise auf Euch!

Alexandra, Anna, Annette, Bettina, Destina, Ellen, Eva, Evelyn, Johannes, Karin, Sebastian, Peter, Ute

Euer Seeseiten Team



von

Schlagwörter:

× Schreib uns auf Whatsapp!