Weihnachtbrief – Advent im Grand Hotel

Advent im Grand Hotel

von Beate Maly, Emons Verlag

In unserer gegenwärtigen, jetzigen Zeit stehen die Lebkuchen schon seit drei Monaten in den Regalen der Lebensmittelläden. Die Enkelin von Ernestine und Anton und ihr bester Freund haben grade erst ihren ersten Schokonikolaus bekommen; wir befinden uns im 10. Buch rund um das Ermittlerduo Ernestine und Anton.

Die pensionierte Lehrerin Ernestine Kirsch und der sich im Ruhestand befindliche Apotheker haben das Kutscherhäuschen hinter der ehemaligen Wirkungsstätte des Anton Böck bezogen und verbringen, wenn nicht gerade eine Verschwörung, ein Mord oder Schlimmeres ihrer Aufmerksamkeit bedürfen, ein geruhsames Leben mit Tochter, Schwiegersohn, Enkelin und Hund. Es ist die beginnende Adventzeit vor gut einhundert Jahren, und die sich in der Zeit der Stille verbergende Kaufkraft wird gerade erst in all ihren Facetten entdeckt.

Anton genießt die Ruhe wie auch die Süßigkeiten und Mehlspeisen, Ernestine verdingt sich im sozialen Bereich, die Kinder wetten, wer es schafft, den Versuchungen der Schokolade am längsten zu widerstehen – allein der Schnee fehlt in Wien. Und so ergibt es sich vortrefflich, dass Ernestine im Rahmen ihres ehrenamtlichen Engagements eine Einladung erhält, zu einer Auktion im Grand Hotel am Semmering. Dort soll ein Weihnachtsmarkt stattfinden, und Kunst soll – zugunsten eines guten Zwecks – den Besitzer wechseln. Mit Aufsehen wird die Versteigerung eines Gemäldes erwartet, das eine ehemalige Primaballerina zeigt – Künstler und Modell sollen beide anwesend sein; und natürlich liegt Schnee am Semmering, viel Schnee.

Es ist nicht verwunderlich, dass auf die beiden Ermittler, samt Hund und Kindern, ein aufzuklärendes Geheimnis wartet, mit allerlei Verwicklungen und Verschwörungen. Nicht verwunderlich ist außerdem, dass Beate Maly auch hier ausufernd und für das Genre über die Maße genau recherchiert hat. Nicht nur, was die lokalhistorischen Gegebenheiten angeht, sondern auch die Lebenssituation derer, die es sich nicht leisten können, im Grand Hotel abzusteigen. Für mich ist das der alles übertreffende Reiz der Bücher der Donaustädter Bestseller-Autorin, Wohlfühlkrimis zu erzählen und trotzdem die Augen nicht zu verschließen. Zu den neu erschienenen Kriminalromanen von Beate Maly zählen nicht nur der eben besprochene, sondern gleich drei („Mord im Planetarium“, „Advent im Grand Hotel“ und „Aurelia auf der Suche nach dem Glück“ ), und so befinden wir uns in der glücklichen Lage, uns mit Wohlfühlbüchern einzudecken, die es uns ermöglichen, nach dem Ende der turbulenten Feierlichkeiten oder dem aufrührenden Besuch eines Christkindlmarkts unsere Mobilgerätschaften auszuschalten, die Tür unseres Zimmers zu versperren, dem Partner oder der Partnerin, die sich neben uns im Bett oder auf der Couch eingefunden hat, ebenfalls ein Buch von Beate Maly in die Hand zu drücken und zu sagen: „Und jetzt lesen wir.“ Was gibt es Schöneres.

– Johannes

Advent im Grand Hotel

von Beate Maly

Emons Verlag


Beitrag veröffentlicht

in

, ,

von