Mörder Party

Mörder Party

von Leo Lukas

Leo Lukas, Kabarettist, Komponist und Sänger, ist wohl einer der erfahrensten Autoren Österreichs. „Was?“, werden Sie sagen, „DER Leo Lukas?“ und damit stehen Sie nicht alleine da, weil der Leo Lukas, von dem kennt man viel, einerseits seine eigenen Schmähs, die mich immer wieder zum kudern bringen, ob ich will oder nicht, und andererseits die Texte und Schmähs, die er für seine Kolleginnen und Kollegen schreibt. Was viele nicht wissen ist, dass der Mann mehr als hundert Romane für die langgediente, traditionsreiche und weltberühmte Sci-Fi-Serie „Perry Rhodan“ geschrieben hat. Über HUNDERT Romane!!! Da verwundert es nicht weiter, dass seine Krimis für viele eine Neuentdeckung sind, weil a) wer Perry-Rhodan-Fan ist, der hat wahrscheinlich genug zu lesen, zumindest, wenn er oder sie nicht schon von Anfang an dabei ist und aufholen muss und b) die Zielgruppen Sci-Fi und Krimi sich nur manchmal bis selten überschneiden. Aber da sind wir auch schon am entscheidenden Punkt gelandet, weil – alle Erfahrung in Ehren – ein Krimi ist was anderes als eine epochale Sci-Fi-Serie. Allein schon deshalb, weil es im ganzen Universum nicht so eine Niedertracht gibt, wie in dem Milieu, in dem sich der neue Krimi von Leo Lukas abspielt: Dem Wintersporttourismus in der Hochsaison.

Dahin verschlägt es nämlich Kabarettisten und Moderator Petz (Peter Szilly), zeitweisen Bekannten und – naja, sagen wir Verbündeten oder vielleicht Vermittler von Auftragskiller Bravo (der auch dort hinmuss) und Chefinspektorin Karin Fux. Die ersten zwei – so viel sei verraten – sind beruflich in Tirol, die Karin Fux ist auf Urlaub mit ihrem Neffen dort, gleich bei der Fontanarena, wo sich in den nächsten Tagen der größte Schlager-Pop-Heimat-Silvester-Halligalli der DACH-Region abspielen soll, moderiert vom Petz und besucht von tausenden und abertausenden Feierwütigen, die darauf gieren ein mehrere Tage großes Loch in ihr Gedächtnis und ihre Konten zu reißen. Dass bald die erste Leiche auf der Hütte auftaucht, versteht sich von selbst.

Leo Lukas schreibt routiniert und entspannend und schafft eine feine Balance zwischen Humor, überraschenden Wendungen. Ungewöhnlich sind seine Krimis allemal, weil er es wagt, die heilige Zweifaltigkeit der Ermittlerduos (wir kennen bisher Batman & Robin, Sherlock und Watson, Miss Marple und Mr. Stringer, etc) zu erweitern und auf beide Seiten der moralischen Medaille auszuweiten. Wenn man die Überraschung der Konventionslosigkeit mal überwunden hat, kann man sich gemütlich zurücklehnen in das Fauteuil der humorigen Zwischenrufe und des gewitzten Geplänkels, bei dem zwischendurch der eine oder andere in den kunstschneebedeckten Rollrasen beißt, der friedlich eines neuen Frühlings harrt, während Kufen wie Schischuh Kerben in seine Matten schlagen.
Zum Schluss sei noch empfohlen, die Krimis der Reihe nach zu lesen, weil Hintergrundhandlung durchaus auch im neuen Fall eine Rolle spielt. Ganz kann Mr. Perry Rhodan dann wohl doch nicht aus seiner Haut, bei dem kannst du nämlich auch nicht irgendwo einsteigen und erwarten, dass am Anfang alles wiederholt wird, was du in den letzten hundert Rhodans verpasst hast. Aber bei „Mörderquoten„, „Mörderpointen“ und „Mörderparty“ sinds bisher – gottseidank (vom Zeitaufwand) oder leider (vom Humorertrag her) – nur drei.


Carl Ueberreuter 2023
978-3-8000-9016-7

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