Fine Dying

Fine Dying

von Eva Rossmann

Es ist nun schon der 24. Fall von Journalistin Mira Valensky und ihrer Freundin, Reinigungs- und Durchsetzungskraft Vesna Krajner und wir befinden uns – überraschenderweise – in der Kulinarik. Jetzt ist das nicht unbedingt etwas Neues bei Eva Rossmann, auch der Ort ist nicht neu: Wir befinden uns im „Apfelbaum“ (dem literarischen Avatar von Manfred Buchingers „Alter Schule“) und es geht um aktuelle Themen, genauer gesagt geht es um KI in der Küche, oder anders: Kitchen Intelligence.

Ein guter Krimi muss aber auch nicht immer neu, er muss vor allem gut geschrieben sein und das kann Eva Rossmann!

Hinter dem Gasthaus, zwischen Mülltonnen und Salatkisten, wird die Leiche des Küchengehilfen gefunden, der, ebenso wie der derzeitige Koch Esat – Wirt und Küchengenie Manninger selbst ist in der Karibik um dort als Fine Dining-Star die Gäste eines Luxusressorts zu bezaubern – aus Syrien gekommen und bei Manninger im „Apfelbaum“ Job und Wohnung gefunden hat. Warum der junge Khaled sterben musste, ist vollkommen unerklärlich, weshalb zuerst einmal alle Ermittlerinnen und Ermittler ein erbärmliches Quodlibet aus den dissonanten aber durchaus populären Liederwerken „Terrorismus“ und „Gewalt unter Flüchtlingen“ anstimmen. Und als wäre das allein für Eva nicht Motivation genug, meldet sich auch noch Manninger telefonisch aus der Karibik mit der Bitte doch nachzuforschen, bitte, weil, es geht um den „Apfelbaum“.

Mira und ihr Mann Oskar gehen also ins Apfelbaum essen und hören sich um, im Hinterkopf die Idee, dort als Küchenhilfe anzuheuern, weil, obwohl über 60, will Mira immer noch was lernen. Am ersten Tag gleich kommt Esat zu spät und lässt Mira mit den ersten Gästen allein und kurz darauf erfährt diese auch noch, dass der talentierte Syrer sich gerade eben um die österreichische Staatsbürgerschaft beworben hat UND außerdem in einem anderen Lokal gearbeitet haben soll, dem KI nämlich, einem Lokal, in dem angeblich alle Arbeit von Robotern und Künstlicher Intelligenz verrichtet wird. Dort – so Miras Freund Polizeibezirkskommandant Nemecek – hätte Esat zur Tatzeit sein sollen, war er aber nicht. Mira ist klar, da ist irgendwas faul und das sind nicht die Zutaten. Mira und Oskar brechen zu einem weiteren verhängnisvollen Dinner auf, ins nämliche KI nämlich.

Eva Rossmann schreibt wunderbar locker, unterhaltsam und appetitlich und trotzdem gehaltvoll, wenn es um ihre Personen, um die Inhalte und die Unterhaltungen geht. Sie stellt die richtigen Fragen, wie zum Beispiel ob ein KI-gesteuerter Roboterkoch gut würzen kann und erzählt locker und aus dem Handgelenk wunderbar interessantes Wissen. „Fine Dying“ hat es nicht nötig durch besondere Grausamkeiten, hyperpsychopathische Superkiller oder gar flambierte Finale aufzutrumpfen. Valenskys 24. Fall ist ein ausgewogenes, interessantes Menü, gut ausbalanciert, immer unterhaltsam und trotzdem mit dem gewissen Jazz-Moment.


Folio Verlag 2023
9783852568874

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