Die verschiedenen Gesichter des Takis Würger oder Wie man eine wunderschöne Liebegeschichte schreibt.
Von Adrienne Pötschner und Bettina Wagner

Fangirl Nummer 1 Bettina und Takis Würger
Im Februar lud der Diogenes Verlag Buchhändlerinnen und Buchhändler zu einer Matineé mit dem Autor Takis Würger im 25 Hours Hotel ein. Diese Veranstaltungen dienen dazu, den Autor dem Buchhandel vorzustellen, Stimmung für das Buch zu machen (okay, das war jetzt bei „Für Polina“ nicht nötig) und die Möglichkeit zu haben, direkt mit dem Autor in Kontakt zu treten. Als Diogenes Vertreterin war ich selbstverständlich auch dabei und mit mir Melanie Kollbrunner, die unsere Eventabteilung leitet, sowie Oliver Lange, mein Vertriebschef bei Diogenes. Und da wir Buchhandlungen aus ganz Österreich eingeladen haben, durfte die Seeseiten Buchhandlung auch nicht fehlen, die mit unserer großartigen neuen Mitarbeiterin Adrienne vertreten war. Die weitest angereiste Buchhändlerin war Judith, Inhaberin der Buchhandlung „Die Buchhändlerin“ in Feldkirch, Vorarlberg. Mit dem Nachtzug kam sie, blieb ein paar Stunden und fuhr dann wieder zurück, um am Montag ihren Laden aufzusperren. Wer mal in der Gegend ist, sollte sich die Buchhandlung unbedingt ansehen. Sie gehört zu einer der schönsten in ganz Österreich, und ich weiß das, ich kenne sie alle! Und gleich noch ein Tipp, wer eine fantastische Aussicht über Wien haben möchte, sollte unbedingt nachts in die Rooftop Bar des 25 Hours Hotel gehen und einen guten Drink zu sich nehmen (man kann auch tanzen) oder man genehmigt sich ein Frühstück am Dachboden oben. Das lohnt sich allemal.
Ich bin ja Fangirl Nummer eins von Takis Würger. Seit seinem ersten Buch „Der Club“ lese ich alles von diesem Autor und bei einem anderen Verlagsabend in Wien, wo sein zweites Buch „Stella“ vorgestellt wurde, habe ich mich länger mit ihm unterhalten und gemeint, ach stell Dir vor Du schreibst bei Diogenes und ich verkaufe Deine Bücher wie verrückt in ganz Österreich und Südtirol. Da meinte Takis nur: Ja, das wäre ein Traum!
Und nun ist es soweit und mit „Für Polina“ ist er nicht nur bei Diogenes angekommen, sondern er hat, meiner Meinung nach, den Roman des Jahres geschrieben. Ein Buch, in dem man mal alle Probleme auf einmal vergessen kann. Eine Liebesgeschichte, die wirklich nie kitschig ist, eine Hommage an Freundschaft und letztendlich eine tiefe Verneigung an Musik und wie sie uns im tiefsten Inneren unseres Herzens bewegt. „Es war keine Zauberei. Oder vielleicht doch. Wann war Musik jemals etwas anderes als Zauberei?“ (BW)


Adrienne und Takis Würger
Bei der Matineé mit Takis Würger war ich als Buchhändlerin der Seeseiten Buchhandlung auch mit dabei. Zu diesem Zeitpunkt war ich ganz am Anfang seines neuen Romans „Für Polina“ und konnte und wollte das Buch noch keiner Bewertung unterziehen bzw. hab‘ ich mich auch nicht getraut dem Autor Fragen zu stellen ohne das Buch zu kennen. Da ich Takis Würgers bisherige Romane meist mochte und auch im Neuen sofort drinnen war, habe ich allerdings vermutet, dass mir auch dieses wieder gefallen wird.
Das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe, war natürlich „Der Club“, eine locker erzählte Geschichte mit Krimihandlung, die an der Universität Cambridge spielt. „Der Club“ war Takis Würgers Debütroman. Bei der Matineé hat er ganz kurz erzählt, dass er diesen in Wien, nämlich genauergesagt in Uninähe bei den Coffee Pirates, geschrieben hat. Eine spannende Zusatzinfo, da ich mir damals beim Lesen gedacht habe, dass mich „sein“ Cambridge ein bisschen an unseren Uni Campus erinnert. Kann natürlich auch nur Zufall gewesen sein.
Als nächstes habe ich die Romanbiografie „Stella“ gelesen. Ich kann mich noch gut erinnern wie der Hanser Verlag Buchhändler*innen zu einem Abendessen mit dem Autor eingeladen hat und wie der Gusto auf diese süffig zu lesenede Romanbiografie im Laufe des Abends rasant gesteigert wurde.
Danach kamen noch die Romane „Noah“ und „Unschuld“. „Noah“ ist das einzige Buch von Takis Würger, das ich (noch) nicht gelesen habe. „Unschuld“ habe ich dafür in zwei Stunden verschlungen. Die Geschichte hat mich lustigerweise an „Der Club“ erinnert, wahrscheinlich weil „Unschuld“ wieder eine Krimihandlung hat. In diesem Fall ist das Setting aber ein anderes, denn die Geschichte spielt vorwiegend im Umfeld einer reichen amerikanischen Familie. Ich hab’s jedenfalls in einer schlaflosen Nacht in zwei Stunden ausgelesen, weil’s mich so gefesselt hat.
Keines der Vorgängerbücher habe ich allerdings so gerne gelesen wie „Für Polina“. Takis ist hiermit nicht nur eine wunderschöne Liebesgeschichte gelungen sondern er überzeugt mit absoluten Feingefühl bei der Beschreibung des Musikgenies Hannes Prager. Man lebt, leidet und liebt mit mit diesem Mann, der zwar ein wahnsinnig begabter Musiker ist, zwischenmenschlich aber nicht jeden Ton versteht oder richtig interpretiert. Ich war so hingerissen von dieser Figur, dass ich das Buch unmöglich zur Seite legen konnte und freundlicherweise hat mein mittlerweile 6 Monate altes Baby mitgemacht und an einem Tag untertags wieder mehr geschlafen. So konnte ich den Großteil des Buches glücklicherweise auf einen Sitz auslesen und hab’s absolut genossen. Und das obwohl mir Hannes zwischendruch furchtbar Leid tat, denn es wird ihm die geliebte Mutter schon früh brutal entrissen und er erkennt die Liebe seines Lebens nicht selbst wenn sie vor ihm steht.

„Für Polina“ ist für mich ein wunderschönes und teilweise sehr berührendes Leseerlebnis gewesen. Wahrscheinlich unter anderem wegen der Verletzlichkeit und Nahbarkeit des Hauptprotagonisten Hannes, aber auch weil es eine Hymne an die Kraft der Liebe ist. Ich bin schon gespannt, wann „Für Polina“ verfilmt wird! Denn auch das hatte ich bei der Lektüre dieses Buches verstärkt: immer wieder haben sich beschriebene Szenen vor meinem geistigen Auge zu Filmszenen zusammengesetzt und das auf sehr überzeugende Art und Weise – absolute Leseempfehlung für diese filmreife Liebesgeschichte! (ALP)