Doris Knecht "Ja, nein, vielleicht" und Gaea Schoeters "Das Geschenk" Hanser Literaturverlag

Vielleicht Elefanten

Vielleicht Elefanten

Ja, nein, vielleicht

Doris Knecht

Es ist so weit alles gut. Eine Wohnung in Wien, ein Häuschen im Waldviertel, die Kinder sind außer Haus und pflegeleicht, nur die Schwester, die ganz plötzlich die Wiener Wohnung besetzt, ist ein wenig komisch. Freie Zeit zur Verfügung und liebe Nachbarn tun ihr Übriges und auch der Zugang zum Bach hilft bei der allgemeinen Wohlbefinden-Lage.
Was nicht hilft, ist der Grund für den Zahnarztbesuch und ein Jugendgspusi, das plötzlich im Rennradkostüm wieder auftaucht und die inwendige Frage, ob da vielleicht und wieso eigentlich nicht? Aber andererseits, warum eigentlich? Auf was hinauf? Weil es sich so gehört? Weil zum Garten und zum Haus und zum Älterwerden eine Beziehung dazugehört? Nochmal: Warum eigentlich? Woher kommt das? Und fühlt sich das wirklich gut an? Doris Knecht schafft es mit jedem ihrer Bücher mich noch mehr für ihr sachliches Erzählen, ihr gefühlvoll und unprätentiöses Schreiben und ihre Ehrlichkeit einzunehmen und zu begeistern. Ich genieße, wie klar sie über Unklarheit, wie unkitschig sie über Emotionen und Befinden schreiben kann und wie viel Raum sie dem eigenen Empfinden gibt; dem ihren und dem ihrer Leserinnen und Leser.
JK

(c) Foto: Seeseiten / (c) Cover: Hanser Literaturverlag

Das Geschenk

Gaea Schoeters

(c) Foto: Seeseiten / (c) Cover: Paul Zsolnay Verlag

Die deutsche Regierung beschließt ein Gesetz zum Schutz der Elefanten in Botswana, ein prestigeträchtiger Wurf, der wenig Einfluss auf Deutschland direkt hat aber sich gut in der Presse macht. So scheint es zumindest. Denn kaum ist das Gesetz durch, bekommt der Bundeskanzler einen Anruf vom Präsidenten des afrikanischen Landes, der sich dafür bedankt, dass sich Deutschland so sehr um den Tierschutz in seinem Land bemüht. Als kleines Dankeschön habe er sich erlaubt, Berlin ein Geschenk zu senden. Es sollte schon da sein. Keine Sorge, es sind nur 20.000 Elefanten. Damit sollte Deutschland, dass sich mit der botswanischen Fauna so wunderbar auszukennen scheint, ja kein Problem haben.
Und tatsächlich tauchen in den Morgenstunden zwei afrikanische Elefanten in der Spree auf, dann noch welche in Brandenburg, dann immer mehr und mehr und mehr…
Was tun? Die Altkanzlerin weiß sicher Rat.
Gaea Schoeters, die großartige Autorin des vielgefeierten Romans „Trophäe“ hat eine intelligente, witzige und absolut treffende politische Fabel geschrieben. Wie umgehen mit dem Unvorhergesehenen? Wie die Bevölkerung, die Wirtschaft einbinden? Wie Pläne machen und bringt das überhaupt was?

„Das Geschenk“ ist unterhaltsam, leicht, klug und trifft absolut ins Herz unserer gegenwärtigen politischen Situation und das gleich auf mehreren Ebenen. Schoeters schafft es, eine Geschichte zu erzählen, die schlicht berührt und doch herausfordert; dazu, nicht übereinzustimmen, nicht zuzustimmen, sondern nachzudenken, mit sich selbst und mit der eigenen Meinung in Diskussion zu treten. Denn besonders dann, wenn etwas einfach, klar und massiv auftritt, ist die Lösung in den seltensten Fällen dieserart.
JK


Doris Knecht „Ja, nein, vielleicht“

Hanser Verlag, 2025


Gaea Schoeters „Das Geschenk“

Hanser Verlag, 2025