#46 Fahr Rad! Gscheit reden, mit Anna.

#46 Fahr Rad!

Gscheit reden, mit Anna.

Ich und mein Fahrrad,
wir sind die Schnellsten,
so schnell wie der Wind!
Es macht so Spaß,
auf dem Fahrrad zu sein!
Judelihu!

(Dieses Lied passt zu fast jeder Melodie.)

Also kurz gesagt, ich finde Rad fahren super und nutze mein Fahrrad fast täglich. Ich bin so schon ein bisschen rumgekommen, vor allem in Wien und Umgebung. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass manche Radwege besser sind als andere und diese wiederum besser sind als gar keine. Wobei nicht immer klar ersichtlich ist, ob sich in nächster Nähe ein Radweg befindet. Gerade im fließenden Verkehr.

Man hat ja doch manchmal unschöne Begegnungen mit dem Fahrrad, manche bleiben dabei hängen, so wie diese nette Anekdote (die zu den harmlosen Begegnungen zählt), die das verkehrslogistische Problem vieler Radfahrer*innen ganz gut beschreibt:

Ich war im 19. Bezirk unterwegs, da bei der Krottenbachstraße, gerade am Heimweg vom Stadtwanderweg 2, der zum höchsten Punkt Wiens führt, dem Hermannskogel. Cooler Wanderweg, by the way. Jedenfalls fährt man dann so wieder zurück, einmal quer durch den Bezirk, bestaunt die pompösen Villen und stellt sich vor, dass es bestimmt schön wäre, in so einer zu wohnen – die Energiekosten lässt man dabei bewusst außen vor. Sicherheitshalber nichts durchrechnen, ist eh unrealistisch, das Ganze. Und man fährt und fährt, je weiter es in den 19. hinein geht, desto mehr, größer und breiter werden die Autos, aber das tut eigentlich gar nichts zur Sache, ist nur eine interessante Feststellung. Zurück auf die Krottenbachstraße. Da ist es nämlich so mit den Radwegen: Auf einem Stück der Straße gibt es einen, für beide Richtungen, auf einer Straßenseite, der dann abrupt endet. Auf dem anderen Stück gibt es keinen Radweg. Nun war ich beim Zurückfahren auf dem radweglosen Stück unterwegs und konzentriere mich auf den Straßenverkehr, trotz Feiertag waren sehr viele Autofahrer*innen unterwegs, was das Radfahren ohne Radweg oder zumindest einem Radstreifen unangenehm macht. Leider habe ich übersehen, dass ich irgendwann die Straße hätte kreuzen müssen, um auf den Radweg für beide Richtungen zu kommen. Das fiel mir auf, als ich an einer Kreuzung stand und mich gefragt habe, wie ich denn jetzt auf den Radweg auf der anderen Straßenseite kommen soll, wenn es keinen Übergang für Radfahrer*innen gibt. Egal, einfach mal abbiegen und weiterfahren, irgendwann wird es sich schon gut ergeben wieder auf den vorgesehenen Radweg zu kommen. Wie naiv.

Plötzlich werde ich von einem Family-Van (nichts gegen Family-Vans) überholt, naja, überholt ist das falsche Wort, das Auto fuhr neben mir, um mich in passiv-aggressivem Ton auf etwas hinzuweisen. Die Straße ist breit genug, für mich, das Auto neben mir und fließenden Gegenverkehr, nur so zur Info. Die Beifahrerin kurbelt also das Fenster herunter und ruft: „Der Fahrradweg ist da drüben!“ Und ich so: „Ja, aber wie komm ich da hin?!“ Und sie so: „Naja…“ Und ich so in meinem Kopf: Naja was? Wie soll ich da rüberkommen, ohne überfahren zu werden? Leider konnten wir nicht mehr weiterreden, denn ihr Gatte gab Gas. Also vielen Dank für den Hinweis, aber ich kann an der Situation gerade nichts ändern. (Außerdem würde der Radweg geradeaus führen und der Straßenverlauf für Autos führt gerade und nach rechts, also würde ich nach rechts fahren wollen, müsste ich auf der Straße fahren, nehme ich an? Verwirrung.)

Na gut, irgendwann habe ich es auf den Radweg geschafft und von da an war alles smooth sailing. Worauf ich jetzt hinaus wollte, waren zwei Dinge:

1. Besagte Passenger Princess ist noch nie in Wien Rad gefahren, wahrscheinlich weil es lebensgefährlich ist, sonst hätte sie verstanden, dass es nicht so einfach ist, das Radwegenetz an Strecken zu verstehen, die man nicht kennt. Und überhaupt.

2. Das Radwegnetz in Wien ist teilweise (!) eine Katastrophe!

Also schön und gut, dass es auf der Krottenbachstraße einen Abschnitt mit Radweg gibt, aber verkehrslogistisch ist das ein Witz. Nicht nur auf der Krottenbachstraße ist es so. Oft enden Radwege irgendwo und fangen gar nicht wieder an oder schlimmer noch, sie enden und tauchen an mysteriösen Stellen wieder auf. Mit Glück kann man einem/ einer ortskundigen Radfahrer*in folgen, in der Hoffnung das er/ sie sich auskennt und man keinen unnötigen Umweg fährt.

Weiters sind einige Radweg-Abschnitte zu eng für den tatsächlichen Radverkehr. Immer mehr Meschen fahren Rad und das ist großartig, ich gehör ja auch dazu! Aber: Es staut, es wird gedrängt, mit den E-Scootern und „Bikelys“ ist man nun selbst am Radweg lebensgefährlichen Situationen ausgesetzt, all diese Dinge gilt es zu lösen. Zum Glück springt die Stadt Wien nun endlich auf den Zug auf und versucht das Radwegnetz zu verbessern. Es scheint nur, dass manchmal Leute planen, die selbst niemals auf ein Fahrrad steigen. Aber vielleicht dauert es auch einfach noch, bis man das Endergebnis sieht. Man muss ja auch sagen, dass einige Wege wirklich sehr gut ausgebaut sind und das Fahrradfahren deutlich sicherer wird, an solchen Strecken. Und wenn dann erstmal die Motorroller, die sich als Fahrrad ausgeben, auf die Straße müssen, läufts bestimmt auch besser und vor allem sicherer.

Was soll man jetzt also tun?

Aufs Rad steigen! Es mag oft mal gefährlich sein, aber es macht riesig Spaß! Und so wie ich das sehe, wären viele Autofahrer*innen viel entspannter, wenn sie, statt sich ins Auto zu setzen, aufs Rad steigen würden. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Stau nervig und mühsam ist, das fällt halt weg am Fahrrad. (Jaja, ich weiß, manche Leute müssen Auto fahren usw. usw., alles gut, aber viele müssen eben nicht und tuns trotzdem.) Und an alle „Aus-dem-Autofenster-Rufer*innen“: Bitte nur hilfreiche Tipps. „Da drüben ist der Radweg“, auf einer stark befahrenen Straße zu brüllen, hilft mir nicht, wenn der Radweg auf der gegenüberliegenden Seite liegt. Einfach weiterfahren, der/ die Radfahrer*in hat gerade Stress genug. Ein bisschen mehr aufeinander schauen, das wäre gut.

Und wenn man schon mal aufs Rad steigt, kann man auch einen Ausflug zu uns in die Buchhandlung machen!* Und wenn man schon mal da ist, einen Kaffee trinken, ein Stück Kuchen essen und in einem Buch blättern. Zum Beispiel kann man mal in „Fahr Rad“ aus dem Karl Rauch Verlag hineinschauen. Ein herrliches Buch, um ein bisschen die Zeit zu vergessen und etwas über die Geschichte des Fahrrads und seinen Einfluss auf Menschen und Umwelt zu lernen. Für Erwachsene und größere Kinder geeignet. Aber Achtung, nach der Lektüre wirst du aufs Rad steigen wollen … ich sag’s nur.

Frohes Radeln wünscht,

Anna

(Bitte nicht um mit mir zu diskutieren, dass alle den Autofahrer*innen etwas wegnehmen wollen.)


Fahr Rad
von Buddeus & Janicek
Karl Rauch Verlag 2024
978-3-7920-0386-2

Hier geht’s zum Onlineshop


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