#43 Nadel, Faden und was man damit anstellen kann

Als Kind habe ich schon die Kunstwerke bewundert, die meine Mutter mit Nadeln und Wolle geschaffen hat. Nie vergessen werde ich die tollen Pullover, die sie für uns Kinder gestrickt hat. Leider hat sie mir dieses Wissen nie weitergegeben. Irgendwie versteh ich es auch – es waren ihre kleinen Oasen der Stille und Entspannung. Dringend erforderlich bei sechs Kindern.
In der Schule habe ich dann zwar Stricken gelernt – mehr als rechte und linke Maschen habe ich aber nicht beherrscht. Meistens hab ich also einfach so vor mich hin gestrickt und es dann später wieder aufgetrennt. Was für mich nicht schlimm war – der Prozess, die gleichförmige Bewegung der Hände und das Klappern der Nadeln sind und waren immer schon die wesentlichen Teile für mich und sind unglaublich beruhigend.
Auf jeden Fall fand ich es immer schon faszinierend, was man mit Wolle, zwei oder mehr Nadeln, Geduld und Zeit alles anstellen kann. Ein fertiges Werk gab es zu der Zeit aber nie.
Als ich Mitte zwanzig war, änderte sich das. Mein älterer Bruder und seine Frau erwarteten ein Kind und ich wollte meinem Neffen zur Geburt ein besonderes, selbst gemachtes Geschenk darbringen. Also hab ich mir ein Strickbuch besorgt und mir selber Socken stricken beigebracht. Es war … nun ja … eine Herausforderung. Aber nach mehreren Anläufen, hab ich es geschafft und pünktlich zur Geburt gab es Babysöckchen, ein Häubchen und einen Schal. Ich war wahnsinnig stolz!
Seither sind die Jahre ins Land gezogen – der Neffe ist mittlerweile fast 19 – und ich habe meinen Horizont erweitert. Sockenferse geht quasi im Schlaf und ich liebe meine Wollsocken im Winter – es gibt einfach nix besseres gegen kalte Füße. Die Projekte sind auch größer geworden. Sage und schreibe sieben Babydecken habe ich gemacht und verschenkt – sämtliche Erstgeborenen im engeren Freundeskreis durften sich damit einkuscheln.


Eines hat sich aber über die Jahre sehr herauskristallisiert: Ich HASSE es Fäden zu vernähen und die Teile zusammenzufügen! Okay bei großen Stücken lässt es sich kaum vermeiden, dass man lose Wollenden hat, die vernäht werden müssen. Aber Teile zusammenstückeln muss man nicht zwingend.

Also hab ich mich bei meinem letzten Projekt endlich mal wieder selbst bestrickt und mir ein Kleid in Raglantechnik gemacht. Für die, die das nicht kennen: Bei dieser Technik strickt man den Pullover, Weste oder das Kleid vom Halsausschnitt in einem Stück. Immer im Kreis herum. Die Form ergibt sich nur durch Zu- und Abnahmen. Und wenn der Körper dann fertig ist, strickt man noch die Ärmel dran. WUNDERBAR! Wie für mich gemacht. Seht selbst – ist doch ganz schick geworden!
Aber zurück zu den Socken. Wenn man immer nur abends ein bis zwei Stunden stricken kann, dauert es ewig bis so ein größeres Projekt fertig ist. Hier reden wir bitte von Monaten! (Babydecke im Schnitt zwei bis drei Monate, mein Kleid war wohl in Summe so ein halbes Jahr in Arbeit) Also brauch ich zwischendurch schnellere Sachen, um diese Euphorie der Fertigstellung zu haben. Daher Socken: Kann man nie genug haben. Gehen vergleichsweise schnell und das Strickzeug braucht kaum Platz und kann auch wunderbar mitgenommen werden.
Jeder der mich besser kennt weiß, ich liebe bunte, schräge und vor allem verschieden gemusterte Socken. Da gabs bisher aber keine Bücher mit Anleitungen zum selbst Stricken – BISHER! „Mismatched Socks“ trifft genau den aktuellen Trend der unterschiedlichen, zusammenpassenden Socken. Jedes Kapitel hat ein Thema und dazu passend mehrere Muster, so dass man die Socken je nach Lust und Laune kombinieren kann.
Socken für Gourmets mit Mustern rund ums Essen, diverse Mixmuster mit Blumen oder Geometrie, Jahreszeitensocken – hier ist wohl für jeden Geschmack was dabei. Ich find’s einfach nur genial! Und als Bonus gibt’s Downloadfiles für Geschenkbanderolen und -kartons, für diejenigen die die fertigen Werke hübsch verpackt verschenken wollen.
Also ich weiß schon, was ich als Nächstes machen werde – ich schnapp mir die Nadeln und geh stricken!