Groll

Groll

von Gianrico Carofiglio

Penelope Sparda war der aufstrebende Stern am Karrierehimmel der Mailänder Judikatur. Sie war vielversprechende Profiturnerin und als selbstbewusste Karrierefrau, geniale Ermittlerin und intelligent agierende Taktikerin auf dem besten Weg, den Podestplatz als jüngste Staatsanwältin der Stadt zu besteigen. Als sie jedoch aufgrund eines anonymen Schreibens den umstürzlerischen Tendenzen eines Geheimbundes auf die Spur kommt, dem die Mailänder High Society angehört und ohne Befugnis ermittelt, hat das fatale Folgen und ihr kometenhafter Aufstieg findet ein jähes Ende.

Seitdem lebt Penny Sparda auf Kosten ihrer mageren Ersparnisse und vom Honorar einiger privater Aufträge. Sie ermittelt gegen untreue Ehepartner, in Versicherungsfällen und für Arbeitgeber, die überprüfen wollen, ob ihre Angestellten auch wirklich krank sind, was Penny Spardas getriebenen Geist, gelinde gesagt, zu Tode langweilt.
Mit hartem Training, exzessiven Sauforgien und der einen oder anderen Zigarette vermag sie sich abzulenken, bis eine Frau vor ihrer Tür steht, die ihr den Mord an ihrem Vater, einem ehemaligen Starchirurgen meldet. Zwei Jahre ist es her, dass er angeblich an einem Herzinfarkt zu Hause verstorben ist, doch seine Tochter ist sich sicher, es muss Mord gewesen sein, denn seine junge zweite Frau erbt, obwohl die Ehe noch sehr frisch war, alles.
Und obwohl die ehemalige Staatsanwältin sich nichts Langweiligeres vorstellen kann, als in einem Erbstreit zu ermitteln, sieht sie die Chance auf ein einfach verdientes Honorar und sagt zu. Doch Penny Sparda hat sich selbst unterschätzt, denn wie auch schon Jahre zuvor, ist sie genialer, als gut für sie ist.

Carofiglio rettet mit seiner beeindruckend genialen, knallharten und schlagfertigen Heldin ein ganzes Genre vor dem Untergang, den Legal Thriller. Besser als Grisham und vor allem in besserer Umgebung erzählt dieser Kriminalroman von Verschwörungen, vom Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Rache und von einem still vor sich hinbrodelnden Gefühl, dass niemanden so schnell loslässt.
Genial gebaut, unvorhersehbar, klug und unterhaltsam erzählt, finden wir in „Groll“ die wohl sympathischste Heldin und zugleich einen packenden Krimilesegenuss im dichten Wald der Mordgeschichten.

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