Babel

Babel

von R. F. Kuang

Dieser Roman spielt im viktorianischen British Empire und dreht sich um die Kolonialisierung und Ausbeutung der „niederwertigeren“ Kulturen. Ist die Geschichte an sich fiktional und magisch, so findet man unglaublich viel Wissen rund um die Einstellung und Gepflogenheiten der Briten zu dieser Zeit.

Ein chinesische Waisenjunge, er wird sich später selbst Robin Swift nennen, kommt als Kind in die Obhut eines britischen Vormundes nach London und wird einer strengen Ausbildung zugeführt, mit der Absicht, ihn später in Oxford zu einem Dolmetscher und Silberwerker ausbilden zu lassen. Dieser Vormund, Professor Lovell, ist an Robin nur als Studienobjekt interessiert und pflegt eine sehr kühle, lieblose Beziehung zu dem Jungen.
Nach Jahren der Ausbildung ist er endlich in Oxford angelangt, dort schließt er zum ersten Mal in seinem Leben Freundschaften. Mit Ramy und Victoire verbindet ihn eine nicht weiße, nicht privilegierte Herkunft. Letty, die vierte im Bunde, ist zwar eine britische Adelstochter, dafür aber als Mädchen ebenfalls Diskriminierung ausgesetzt. Diese Gemeinsamkeit schweißt die vier zusammen.

Bereits nach kurzer Zeit an der Universität kommt Robin in Kontakt mit dem geheimnisvollen Griffin und der Untergrund-Organisation Hermes, die sich gegen das vorherrschende System und die Ungleichheit stellt. Anfangs will er sein bequemes Leben im Wohlstand nicht gefährden, nur neu entdeckte familiäre Bande und die Neugier mehr über den Vater zu erfahren, zwingen ihn regelrecht zur Teilhabe an kriminellen Machenschaften. Aber auch seine Freunde führen ein geheimes Doppelleben.

Eine Expedition in seine ursprüngliche Heimat China führt zu einer Eskalation und nun kann Robin nicht mehr so tun als wäre alles in Ordnung. Immer mehr hinterfragt er die scheinbare Vorherrschaft der reichen Briten und sein Unrechtsbewusstsein kommt immer mehr zum Vorschein. Bis er gezwungen ist, sich zu entscheiden zwischen dem Kampf für die Gerechtigkeit oder sein Leben in Wohlstand, ohne tatsächlich jemals dazu zu gehören.

Der Roman ist fantastisch, es wird mit Hilfe von Silber und gedolmetschten Wortpaaren gezaubert, dabei ist er auch historisch unglaublich dicht und genau recherchiert. Man merkt, die Autorin hat sich sowohl mit Sprachgeschichte als auch mit der Geschichte der Kolonialisierung ernsthaft auseinandergesetzt und schafft es, dieses geballte Wissen äußerst spannend weiter zu vermitteln. „Babel“ ist eine schonungslose Abrechnung mit dem Kolonialismus und dem Vorgehen der weißen Elite. Allen die sich von Fußnoten und dicken Wälzern nicht abschrecken lassen, sei dieses Buch ans Herz gelegt!


Eichborn 2023
978-3-8479-0143-3

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