#10 Drunt‘ in der Lobau
Hach, die Lobau. Mein ewiger Sehnsuchtsort … wie viele Stunden bin ich hier schon spaziert, alleine, zu zweit, mit Familie, mit Freunden, mit Freundinnen … Wie viel Ruhe und Erholung hat mir dieses Fleckchen Erde schon beschert. Die Biber beobachten, die Rehe, dort und da eine Schlange, einmal habe ich sogar einen Eisvogel gesehen. Wie herrlich der Duft von Bärlauch im Frühling, wie schön die Wiesen in der flirrenden Sommerhitze, wie bunt der Herbst und wie herrlich klirrendkalte Wintertage bei blauem Himmel. Und erst die Flora! Aber da sag ich jetzt nicht viel dazu. Die ist umfassend abgebildet und beschrieben in dem beeindruckenden zweisprachigen Buch „Wildblumen der Lobau – Wild Flowers of the Lobau“ von Margaret Erös, Elisabeth Gaviria und Liz Plumb. Dieses Buch habe ich mir sofort nach Erscheinen 2021 zugelegt, es mehrfach verschenkt und bereits unzählige Male darin geblättert. Bei uns in den Seeseiten haben wir es immer vorrätig.
Aber nicht nur wir Donaustädterinnen und Donaustädter kennen, schätzen und lieben die Lobau. Manche kommen von weither, um dieses Naturschutzgebiet als Naherholungsgebiet zu genießen. Und nun gibt es das in der Edition Winkler-Hermaden erschienene Buch „Die Lobau – Eine historische Bildreise durch die Natur- und Kulturlandschaft der Wiener Lobau“ von Robert Eichert. Und es ist ein Buch, in dem man sich verlieren kann, weil es so interessant ist.
Im Lobaumuseum zum Beispiel war ich nie, ich habe erst davon erfahren, als es schon zugesperrt war. Nicht nur, aber auch deswegen kommt das Buch von Lokalhistoriker Robert Eichert gerade recht. Er erzählt darin viel über die Geschichte der Lobau. Es sind viele, vor allem historische Fotografien abgebildet. Ein Buch zum Schmökern, zum Lernen und zum Staunen. Natürlich gibt es ein Kapitel über das Lobau-Museum. Aber auch – und hier habe ich ganz schön gestaunt – über 130 Jahre Lobau-Autobahn-Planungen. Robert Eichert erzählt außerdem über das Zwangsarbeitslager im 2. Weltkrieg und „Mutter Dasovsky“. Nach ihr, Hermine Dasovsky, ist auch ein Platz in der Seestadt benannt. Es geht um Naturschützer, um Waluliso, um Gasthäuser, nackte Lobauindianer und vieles, vieles mehr.
Wie sehr ich die Lobau mag, habe ich übrigens auch auf meinem Blog schon mehrfach beschrieben. Gleich in meinem ersten Beitrag vom 5.2.2016 ging es um die Lobau: https://donaustaedterin.at/2016/02/05/lobau/. Dann habe ich einen von mehreren Ausflügen in das Nationalparkhaus Lobau beschrieben: https://donaustaedterin.at/2017/07/14/nationalparkhaus-wien-lobau/ Auch über unser alljährliches Bärlauchpflücken in der Lobau habe ich berichtet: https://donaustaedterin.at/2018/04/11/baerlauch-in-der-lobau/.
Aber zurück zum Buch von Robert Eichert. Auf Seite 21 erfährt man zum Beispiel, dass vor rund hundert Jahren Eintritt in die „Städtische Lobau“ gezahlt werden musste. Um 20 Groschen bekam man einen durchnummerierten „Einlass-Schein“, „giltig nur für den einmaligen Besuch der Lobau an allen Sonn- und Feiertagen sowie an Wochentagen“. Die Karte musste beim Verlassen der Lobau wieder abgegeben werden. Sonderbare Welt.
Auf Seite 77 ist der Text vom „Lobauer Lied“ von E. S. aus „Der Sonnenmensch Nr. 8. 1949“ abgedruckt. Das Lied beginnt mit:
„Ich kenne ein finsteres Menschengeschlecht,
das meidet die Strahlen der Sonne.
Was diesen ein Greuel, gar sündhaft und schlecht.
Einem anderen ist’s seligste Wonne.“
Worum es in diesem Lobauer Lied geht, erschließt sich nach ein paar weiteren Zeilen. Nein, eigentlich schon beim Hinblättern auf die Seiten 76 und 77, wo „Naturisten“ abgelichtet wurden.
Auf Seite 102 erfährt man hingegen, dass unser aktuell amtierender Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Jahr 2003 bei einer Kundgebung in der Lobau dabei war. Ebenfalls mit einem Foto belegt.
Der Bogen in dem Buch spannt sich von der Donauregulierung ab dem Jahr 1870 bis hin zu einer Wassereinleitung in die Panozzalacke Anfang 2023, belegt durch Schwarz-/Weiß- und später Farbfotografien. Informativ, zum Schmunzeln, zum Nachdenken. Vielleicht nehme ich es auf meinem nächsten Ausflug in die Lobau wieder mit …
– Silvia
Die Lobau
von Robert Eichert
Edition Winkler-Hermaden 2023
978-3-9505166-3-0
Hier geht’s zum Onlineshop
Wildblumen der Lobau
von Erös Margaret
Eigenverlag 2021
978-3-200-07294-7
Hier geht’s zum Onlineshop