#54 Best of Bilderbuch – Kurz und Spannend bis Gruselig (Teil 3)
Diesmal dreht sich wieder alles um Geschichten die sich in ein paar Minuten vorlesen lassen. Nicht immer haben wir beim Schlafengehen Zeit, um eine ausführliche lange Vorlese-Einheit zu absolvieren. Lesen müssen wir aber trotzdem unbedingt, sonst gibt’s Drama. Für solche Fälle haben wir immer ein paar kurze Geschichten auf Lager. Nachdem es hier auch wieder unzählige Titel gibt, sind heute eher spannende bis gruselige Bücher dran.
Der erste Titel war lange, lange Zeit Iris Liebling. Sie war glaub ich zwei Jahre alt, als es erschienen ist und es war ihr erstes Buch mit dünnen Seiten. „Meine Pflanze Schling-Schlang“ von Barroux.
Ein kleiner Junge hat Geburtstag und bekommt eine fleischfressende Pflanze geschenkt, die er Schling-Schlang nennt. Er verspricht sich gut um sie zu kümmern. Doch jeden Tag kommt etwas dazwischen und er bittet ein anderes Familienmitglied stattdessen seine Aufgabe zu übernehmen.
Dass der Reihe nach Katze, Schwester, Opa, Oma, Papa und dann auch Mama verschwinden, bekommt er gar nicht so richtig mit. Bis er plötzlich auch in Schling-Schlangs Magen landet. Aber alles nur halb so wild – nach einer kurzen Standpauke und dem erneuerten Versprechen, sich diesmal wirklich gut um Schling-Schlang zu kümmern, werden alle wieder ausgespuckt.
Das Highlight des Buches ist definitiv das Pop-Up-Element, wenn Schling-Schlang den Jungen verschlingt. Ein bisschen Spannung aufbauen und dann mit eine Ta-Da die Seite umblättern und schon hat das Kind ein herrlich gruseliges Schock-Erlebnis – sofern es das mag und verträgt. Iris hat es geliebt!
Ebenfalls zu der Zeit ist „Der Tag, an dem Louis gefressen wurde“ von John Fardell rausgekommen. Wieder wird hier ein Kind verschlungen. Louis wird von einem Ungeheuer – von einem Schluckster verschluckt. Seine große Schwester Sarah hat es gesehen und nimmt sofort die Verfolgung auf um ihren Bruder zu retten. Doch oh nein! Der Schluckster wird ebenfalls verschlungen …von einem Grabscherix …. Dieser dann von einem Wasserschnapper, der von einem Dornrücken-Schlürfer und der dann schließlich von einem Säbelzahn-Schlinger. Sarah ist immer hinterher und am Ende schafft sie es tatsächlich Louis zu befreien. Doch nun sind zwar alle wieder ausgespuckt, aber die Monster haben jetzt wieder Hunger. Und diesmal darf Louis seine Schwester beschützen.
Emma war vier Jahre alt und konnte tatsächlich nicht nur die Namen der Ungeheuer, sondern die ganze Geschichte auswendig. Und wenn meine zwei einen harmonischen Tag hatten, hat die große Schwester der Kleinen das Buch „vorgelesen“. Einfach allerliebst!
Das nächste Buch schaut von außen schon ziemlich gruselig aus. „Schau durchs Fenster!“ von Katerina Gorelik spielt mit dem Schein. Von außen, durchs Fenster betrachtet schauen die Dinge und Situationen ganz anders aus und verleiten zu falschen Schlüssen. Wenn man dann umblättert und alles aus der Nähe betrachtet ist die alte Frau gar nicht so nett und der Wolf gar nicht so böse.
Ein aufwendig gestaltetes Buch mit echten Fenstern – mit subtiler Botschaft, doch nicht immer alles nach dem ersten, oberflächlichen Eindruck zu beurteilen.
Zum vorigen Thema passt auch sehr gut „Wenn der wilde Wombat kommt“ von Udo Weigelt und Melanie Fraund.
Im Zoo herrscht Aufregung. Der Papagei belauscht die Pfleger: Es soll ein neues Tier kommen, ein Wombat, und man muss sehr vorsichtig sein.
Als diese Information von Tier zu Tier weitergegeben wird, wird aus dem süßen Tier ein furchtbares, gefährliches Ungeheuer. Jeder dichtet noch eine Ungeheuerlichkeit dazu. Als der Wombat schließlich eintrifft, haben alle Zootiere sich vor lauter Angst verkrochen. Nur der Papagei, der alles ausgelöst hat, ist noch da und wundert sich, wo alle hin sind.
Dieses Buch lebt von den fantasievollen Ausschmückungen der Tiere, die mit Halb-Seiten grafisch eingebaut worden sind. Zuerst sieht man eine harmlose, gemütliche Szene und beim Umblättern der halben Seite, sieht man das Monster, dass sich das jeweilige Tier ausgemalt hat. Hier kann man wieder großartig Spannung aufbauen, die die Kinder richtig fesselt. Und am Ende ist alles ganz harmlos und hat sich nur in den Köpfen abgespielt.
Zum Abschluss hab ich noch eine Hexengeschichte: „Hübsch“ von Canizales.
Hexe hat ein Date mit dem Oger und ist sehr aufgeregt. Bei den Vorbereitungen hört sie leider auf die Tiere die ihr Verschönerungstipps geben. Also zaubert die Hexe ihre Nase kleiner, ihren Buckel weg, die Haare weich. Und übersieht dabei, dass sie nun gar nicht mehr sie selbst ist. Tatsächlich erkennt Oger sie gar nicht mehr und lässt sie stehen. Wütend verzaubert sie sich zurück, das Date findet doch noch statt und als Rache werden die Tiere zum Picknick-Menü verarbeitet.
Ich glaube die Botschaft ist hier ziemlich eindeutig – man soll zu sich selbst stehen und gutgemeinte Ratschläge sind nicht immer sinnvoll.
So, die Liste ist wie immer länger geworden als gedacht. Aber ich hoffe, es ist was für euch dabei und ich konnte euch inspirieren zu neuen spannenden Vorlese-Abenteuern.
Fortsetzung folgt…