#50 Sommer, Sonne und ein Buch oder mehrere

#50 Sommer, Sonne und ein Buch oder mehrere

So wie jede andere Zeit im Jahr, bietet auch der Sommer wunderbare Gelegenheiten, um zu lesen. Gerade vor der Urlaubssaison zieht es viele Menschen in Buchhandlungen, damit es dann im Urlaub ja nicht fad wird – der Lesestoff darf auf gar keinen Fall ausgehen! Also sicherheitshalber lieber noch ein Buch mehr. Besser zu viel Auswahl als kein Buch mehr übrig. Geht mir auch so. Für alle, die ihre wohlverdiente Auszeit im August genießen werden, haben wir hier ein paar Last-Minute-Taschenbuch-Lektüretipps vorbereitet!

Beginnen wir mit einem Klassiker. „Dicht. Aufzeichnungen einer Tagediebin“ von Stefanie Sargnagel. Die Autorin und Künstlerin erzählt aus ihrer Jugend, alle die sie kennen, können sich vorstellen, wie sie erzählt. Nämlich einfach nur leiwand.

Grausliche Gürtel-Beisln, chillen im Park mit Gras, beim Michi in der Wohnung herumhängen, ein bissl Schule und so weiter. In einer gelungenen Mischung aus grindig, skurril, arg lustig und besorgniserregend umreißt Stefanie Sargnagel ihre prägenden Jahre, coming-of-age in Wien. Achja, eine Biografie ist es nicht, sondern ein Roman, also was davon wirklich passiert ist und was nicht, weiß man nicht so genau – vieles davon klingt aber so übertrieben, dass es nur wirklich passiert sein kann.

Von der sargnagel‘schen Schule des Lebens zu einem etwas ruhigerem Aufwachsen in Griechenland.
Der Roman „Mr. Wilder und ich“ erzählt die Geschichte von Calista, eine junge Griechin, gerade mit der Schule fertig, die sich mit einer Freundin auf einen Roadtrip durch Amerika einlässt. In Los Angeles lernt sie zufällig den Regisseur Billy Wilder kennen und es beginnt eine ungewöhnliche Freundschaft.
Von Brie essen in Frankreich, zu griechischen Filmsets, zu deutsch-österreichischer Filmgeschichte. Billy Wilder und Calista sind jeweils Kinder ihrer Zeit und gerade das ist das Besondere an dem Roman: Gegenseitiges Verständnis und Interesse und ein sich-einlassen-können auf Neues.
Herrlich unaufgeregter Stil und perfekt für ein paar Stunden Träumerei.

Manhatten, 1940. Nachdem Vivian vom College geflogen ist, muss sie raus aus der Provinz. Aber nicht irgendwo hin. Nach New York. Mit nichts im Gepäck, außer einer Adresse, macht sie sich auf den Weg. Und dann steht sie davor: Das Lily Playhouse. Ein kleines, etwas heruntergekommenes Theater, das ihrer, von der Familie geächteten, Tante gehört. Jetzt geht es endlich los, das aufregende Leben! In Bars, Musicals, Cafés, mit Jazz und schillernden Kleidern tanzt sich Vivian durch die Stadt und lernt dabei allerlei Persönlichkeiten kennen!

Evelyn Hugo ist eine Ikone. Der große Star der amerikanischen Filmgeschichte. Sie hat alles erlebt, ist aufgestiegen und gefallen, um dann noch größer zurückzukommen. Heute ist sie alt und lässt ihr Leben Revue passieren. Monique Grant, eine junge Lokaljournalistin, soll ihre Biografie verfassen – warum gerade Monique, kann sich niemand so genau erklären und Evelyn schweigt über den Grund, den hebt sie sich bis zum Schluss auf. Nun soll es allerdings keine gewöhnliche Biografie werden, Evelyn erzählt ihr Leben anhand ihrer sieben skandalträchtigen Ehen, in der sich irgendwo dazwischen ihre große Liebe befindet, die Evelyns Ruhm nicht standhalten konnte.
Eine wunderschön zarte Liebesgeschichte, die nicht anders konnte, als zu Scheitern und eine spannende Geschichte, über die Filmszene der 50er bis 80er Jahre.

Oh mein Gott, dieses Buch lag sehr lange auf meinem Lesestapel, immer kam etwas dazwischen, aber dann. Dann nahm ich es eines morgens in die Hand und als ich wieder aufblickte, war es tiefste Nacht und ich war fertig.
Tom Ripley ist ein Niemand, denkt er. Nur zu gern würde er einfach unbeschwert in den Tag hineinleben. Kann er aber nicht. Als er zufällig dem Vater seines ehemaligen Schulfreundes Dickie Greenleaf begegnet und der ihn bittet doch ein bisschen auf Dickie einzureden, zurück aus Italien zukommen und die New Yorker Familien-Geschäfte zu übernehmen, willigt er ein. Dickie führt genau das Leben, von dem Tom träumt. Er möchte Teil dieser Welt sein. Er wird Dickies Freund. Niemand kann ahnen, dass Tom zu allem bereit ist und nichts zu verlieren hat. Großartiges Buch! Unbedingt lesen!

Verlassen wir für einen Moment die Realität. Gehen wir zurück in ein Land vor unserer Zeit. Aber nicht so weit, dass wir die Dinosaurier sehen, bleiben wir ein bisschen weiter vorne, bei den alten Griechen. Also die hatten Geschichten!
Eine davon ist jener Circe-Mythos, der von der bösen Frau und dem armen Mann erzählt. Genauer gesagt: Circe wird als böse Hexe dargestellt, die von den Göttern bestraft wurde und ihr Leben auf einer einsamen Insel zubringen muss. Irgendwann besucht sie der tapfere Odysseus und schafft es gerade so mit dem Leben davon zu kommen. So oder so ähnlich.
Madeline Miller erzählt mit „Ich bin Circe“ eine etwas andere Geschichte, nämlich dieselbe Geschichte aus Sicht der Frau, aus Circes Sicht. Sie beginnt dabei schon etwas früher, nämlich bei ihrer Kindheit, da ist auch schon einiges schief gegangen. Madeline Miller erzählt von einer Frau, die ihr Leben lang kämpfen musste, nur um schlussendlich in der Geschichte, als die böse Hexe zu enden, die in der Odysseus-Sage eine Nebenrolle spielt.

„Hahaha, was?!, hahahaha!“ Das ist eigentlich die Quintessenz des Comics.
Späßchen. Nein, aber wirklich, derber Humor trifft auf einzigartige Comic-Kunst! In kurzen Snippets folgen wir Fungirl durch ihr Leben und ihren Alltag. Fungirl lebt in einer WG mit ihrer Ex-Freundin, deren neuer Freund Peter quasi auch dort wohnt, geht gerne in die nahegelegene Bar und arbeitet als Bestatterin.
Sie sagt immer, was ihr gerade in den Kopf kommt, und macht, worauf auch immer sie Lust hat. Fungirl kennt keine Grenzen und nichts ist zu peinlich, um von Fungirl gesagt oder gemacht zu werden.
Eines der lustigsten Bücher, die ich jemals in Händen hielt und ich hielt schon viele lustige Bücher in den Händen. Fungirl forever!
Und… das Buch ist frühestens für Jugendliche geeignet.

Und jetzt geht’s ab in den Urlaub!
Nicht für mich, ich war gerade erst.
Aber für dich! (Vielleicht, ich weiß es ja nicht.)



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