#23 Ich grusel mich einfach gerne …
Ich war immer schon ein Bücherwurm. Seit ich selbst Lesen kann, stecke ich meine Nase in Bücher und entfliehe in andere Welten. Als Kind hab ich mich immer sehr schnell vor allem möglichen gefürchtet. Ich bin aber sehr schnell draufgekommen, dass absichtlich herbei geführtes Angst haben etwas ganz anderes ist – zumindest solange es zwischen den Seiten eines Buches stattfindet und ich jederzeit aufhören und es, wenn nötig, einfrieren kann. Ja, ich würde sagen, ich grusel mich einfach gerne!
Als Teenager ging es dann so richtig los, als ich Stephen King für mich entdeckte. Ganze Nächte hab ich mir um die Ohren geschlagen. Erst konnte ich nicht schlafen gehen, weil die Geschichten zu spannend waren und ich unbedingt weiterlesen musste. Kaum war die letzte Seite gelesen, ging es nicht, weil sie zu spannend waren, um das Licht abzudrehen und die Augen zu zumachen. Wer weiß, was sich dann möglicherweise anschleicht?!?!? Ein ausgeprägtes Unwohlsein im Dunkeln hatte ich ja immer schon. Dank meinem Faible für Grusel- und Horrorstorys hat sich das bis ins Erwachsenenalter gehalten.
Für mich am absolut einprägsamsten von Stephen King waren einige seiner Kurzgeschichten und „ES„. In manchen Situationen poppen heute noch manche Szenen auf und lassen einen kurzen Schauer über meinen Rücken laufen. Nächtliches Schwimmen im See? Sofort hab ich die Kurzgeschichte Das Floß im Hinterkopf! (Hier geht’s zum Buch dazu.)
Die Kombination Spinnen und Waschbecken gehen Dank „ES“ auch immer noch nicht ohne Gänsehaut und Clowns finde ich nach wie vor unglaublich unheimlich.
Sonnenfinsternisse werden auf immer mit Dolores aus „Sie“ verbunden sein. Diese Stimmung die er hier heraufbeschwört! Sagenhaft!
Und beim Gedanken an „The Shining“ überläuft es mich auch immer noch kalt – da war das Buch schon sehr gut, aber so richtig nachhaltig Eindruck hat dann der Film mit Jack Nicholson gemacht!
Andere Geschichten waren zwar auch gut, haben aber weniger bleibenden Charakter gehabt und manche ließen mich tatsächlich kalt. „Friedhof der Kuscheltiere“ zum Beispiel – lag aber vielleicht auch einfach daran, dass ich zu der Zeit noch keine Kinder hatte. Eventuell würde ich es heute anders empfinden.
Aber ob großartig, okay oder so lala – gelesen habe ich über die Jahre hinweg sehr, sehr, seeeeehr viele seiner Bücher. Nur die Reihe vom „Dunklen Turm“ war nie meins und habe ich trotz mehrmaliger Versuche irgendwann bleiben lassen.
Irgendwann war meine Horror-Phase dann vorbei – bei Stephen King aber anscheinend auch und er hat sich anderen Bereichen zugewandt. Ein bisschen Suspense und Übersinnliches war zwar noch dabei – aber er wurde subtiler.
Unvergessen und mehrfach gelesen: „The Green Mile„. Hier hab ich tatsächlich die sechs Einzelbände, die monatlich erschienen, als Erstausgabe immer noch im Regal stehen. Jedes Monat bin ich am Erscheinungstag in unsere Trafik des Vertrauens, um das Büchlein zu holen, hab mich sofort reingestürzt, um es, fertig nach ein bis zwei Stunden, bitter zu bereuen … viel zu lang war die Wartezeit auf den nächsten Band!
Mit seinen Kriminal- und Detektivgeschichten hat er sein, glaub ich, neues Metier gefunden. Zumindest sind das die Bücher, die mir in den letzten Jahren am besten gefallen haben!
„Billy Summers„, aus dem Jahr 2021, fand ich super! Ein Auftragskiller und Veteran geht auf Rachefeldzug, um eine junge Frau zu schützen und Vergeltung zu üben. Einfach großartig!
Oder „Der Anschlag“ – was passiert, wenn man in die Vergangenheit reisen kann, um ein Ereignis mit globaler Auswirkung zu verhindern?
„Mr. Mercedes“ war ebenfalls wahnsinnig gut. Auch wenn ich die Folgebände, aus Mangel an Zeit, noch nicht gelesen habe – auf der Leseliste stehen sie aber auf jeden Fall noch.
Mit „Holly“ hat er jetzt ein Spin-Off der Bill Hodges-Reihe („Mr. Mercedes“) geschrieben. Holly Gibney kam ursprünglich als Angehörige eines Opfers dazu, wurde schnell ein unverzichtbarer Teil des Ermittlungsteams rund um Bill Hodges und ist meiner Meinung nach der interessanteste Charakter der „Guten Seite“.
Was soll ich sagen: Ich liebe diese Frau, finde es super und absolut angebracht, dass Holly ihre eigene Story bekommt!
Aber nun zur Geschichte selbst. Es sind ein paar Jahre vergangen. Bill Hodges ist einem Krebsleiden erlegen und Holly leitet, gemeinsam mit Pete Huntley, einem Ex-Cop, das Ermittlerbüro “Finders Keepers” – Bills Vermächtnis. Als sie während einer Betriebspause – ihre Mutter wurde gerade beerdigt und der Partner ist mit Corona in Heimquarantäne – von einer Frau gebeten wird, ihre verschwundene Tochter Bonnie zu suchen, will sie den Fall zuerst gar nicht annehmen. Doch schnell ist ihr Interesse geweckt und sie beginnt doch zu ermitteln.
Dabei stößt sie auf mehrere ungelöste Vermisstenfälle, die alle gewisse Gemeinsamkeiten aufweisen. Kann das Zufall sein? Oder treibt hier gar ein Serienmörder sein Unwesen?
Tja, ich werde es nicht verraten, das müsst ihr schon selbst herausfinden!
Viel Spaß dabei!
Evelyn
Holly
Stephen King
Heyne 2023
978-3-453-27433-4
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