#21 Kent Haruf –
eine Liebeserklärung
Meine Liebe zu Kent Haruf hat 2017 begonnen. Er war amerikanischer Schriftsteller, hat im mittleren Westen Amerikas gelebt und jeder seiner Romane, 6 an der Zahl, spielen in einer fiktiven Stadt namens Holt im US-Bundesstaat Colorado. Leider starb Haruf 2014 und das bedaure ich sehr. Ich hätte jedes Buch von ihm gelesen und vermutlich wäre ich auch von jedem weiteren genau so begeistert gewesen. Ich kenne keinen Autor, der so respektvoll und schön über ganz „einfache“ Leute schreiben kann.
Das erste Buch „Unsere Seelen bei Nacht“ kam 2017 im deutschsprachigen Raum heraus. Es geht um zwei ältere Menschen, Nachbarn in Holt. Eines Tages läutet Addie, Witwe, bei ihrem Nachbarn Louis an. Sie hat einen sehr ungewöhnlichen Vorschlag, der Louis zuerst einmal die Sprache verschlägt. Ob er sich vorstellen könnte, dass er einmal pro Woche zu ihr kommt und bei ihr übernachtet. Es geht nicht um Sex, sie möchte jemanden um sich haben, die Einsamkeit tut ihr nicht mehr gut. So kommt es, dass Louis jede Woche mit Pyjama und Zahnbürste zu Addie geht. Lang dauert es nicht und die beiden wollen mehr Zeit miteinander verbringen und so etwas wie Glück und auch Verliebstsein schleicht sich in beider Leben ein. Doch Addies Kinder sind davon ganz und gar nicht begeistert und tun die späte Liebe als kindisch ab und stellen sie auf eine harte Probe.
Der Roman wurde sehr schön mit Robert Redford und Jane Fonda in den Hauptrollen verfilmt.
„Lied der Weite“ ist der Auftakt einer losen Trilogie. Wenn ich mich für ein einziges Buch auf einer Insel entscheiden müsste und für die Ewigkeit nur mehr das eine lesen kann, ich würde dieses Buch mitnehmen. Victoria ist 17 und schwanger, lebt mit Ihrer Mutter in einem Trailerpark und wird rausgeschmissen. Ihre Lehrerin Maggie ist gut vernetzt und fragt die beiden McPheron Brüder ob sie das Mädchen bei sich aufnehmen. Die beiden leben seit sie jugendlich sind allein auf der Ranch, die Eltern sind früh verstorben. Sie arbeiten hart und stellen sich nie die Frage, ob es auch ein anderes Leben, als ihr hartes Rancherleben, gibt. Mit den Jahren werden sie immer wortkarger, andere Gesellschaft, außer den Bruder, kennen sie kaum. Trotz aller Bedenken und Ängste nehmen die beiden Brüder Viktoria auf und allmählich verändert sich alles.
Es folgen die Werke „Abendrot“, „Kostbare Tage“, „Ein Sohn der Stadt“ und vor kurzem ist das letzte Buch von Haruf erschienen: „Das Band, das uns hält“, das mich wieder tief bewegt hat.
Ich rate Euch allen nah und fern, nehmt ein Buch von Kent Haruf in die Hand und lest die Bücher dieses großartigen Autors!