#17 Die Qual der Wahl in Sachen Urlaubslektüre

#17 Die Qual der Wahl in Sachen Urlaubslektüre

Beim Thema Urlaub sind die Geschmäcker oft verschieden. Manche bevorzugen Aktivurlaub. Andere eher Sonne, Strand und Meer. Auch die Fraktion Städtetrip oder Wellness gibt es. Zu welcher Gruppe man auch immer gehören mag, für echte Bücherwürmer stellt sich früher oder später die Frage: Welche Bücher nehme ich mit und wie bringe ich sie im Gepäck unter?
Zumindest für mich war das schon immer die Hauptfrage: WAS und WIEVIEL soll ich mir zum Lesen mitnehmen? Und geht sich das wirklich alles aus? Sowohl Gewicht-/Platztechnisch als auch von der kalkulierten Lesezeit her? Früher habe ich die einfache Formel, pro Tag ein Buch mit ca. 300-400 Seiten angewandt.
Aber wenn dann die Stimmung nicht zu den gewählten Titeln passt? Oder worst case – der Lesestoff ausgeht? Nein, dann doch lieber noch ein oder zwei Ersatztitel einpacken.

Mit dem E-Reader ist es zwar etwas besser geworden, aber irgendwie nehme ich trotzdem immer noch einen ganzen Stapel „echte“ Bücher mit – und zusätzlich noch den E-Reader, mit der kompletten elektronischen Bibliothek. Durch die Kinder hat sich das nur unwesentlich verändert. Ein Teil meiner Bücher wurde zwar durch Bilder- und Kinderbücher ersetzt, aber ich fahre immer noch mit einer kompletten Tasche bedrucktem Papier weg – diesmal sind es tatsächlich acht Bücher, mit in Summe rund 3600 Seiten. Exklusive der Lektüre für die Kinder.

Dieses Jahr haben wir die zwölf Tage gesplittet. Die Ersten Tage war All-Inclusive Kinderhotel mit Thermenanschluss gebucht und danach ging es weiter zu einem Bio-Bauernhof in der Steiermark, wo wir uns jetzt gerade befinden. Herrlich! Die Kinder sind tagsüber gut zu beschäftigen, abends erledigt und kippen ins Bett. Dann beginnt meine Zeit – mit einer gut geschriebenen Geschichte.
Tatsächlich bin ich diesmal mit zwei begonnenen Büchern weggefahren, was ich normalerweise tunlichst zu vermeiden versuche. Quasi leere Kilometer – warum sollte ich bereits gelesene Seiten mitnehmen? Nehmen ja nur Platz weg! Da wir aber Österreichurlaub mit dem eigenen Auto machen, war Platz und Gewicht zumindest kein Thema.
Aber zurück zu den begonnenen Büchern:

C.K. McDonnells „Bunny McGarry und der Mann mit dem Allerweltsgesicht“ ist der Auftakt der Dublin Reihe und liegt nun endlich in deutscher Übersetzung vor.
Paul Mulchrone ist ein ziemlich hoffnungsloser Fall. Er geht keiner Beschäftigung nach und lebt von einer minimalen Erbschaft, die an äußerst eigenartige Bedingungen geknüpft ist. So muss er unter anderem jede Woche sechs Sozialstunden ableisten, um die monatlichen 500 Euro zu erhalten. Da kommt ihm sein Allerweltsgesicht zugute. Er besucht demente Menschen in Seniorenheimen, leistet ihnen Gesellschaft und wird meistens für einen Verwandten gehalten.
Doch bei seinem letzten Besuch, löst genau diese scheinbare Verwandtschaft eine überraschende Reaktion aus – will ihn der alte Mann doch tatsächlich umbringen! Dieser Vorfall verstrickt Paul in einen, seit über 20 Jahren, ungelösten Entführungsfall und plötzlich wird er nicht nur von der Polizei, sondern auch von Kriminellen verfolgt und bedroht. Seine einzige Verbündete ist die Krankenschwester Brigit, die ein Faible für Kriminalgeschichten hat und sich selbst als Expertin zählt. Was natürlich zusätzliche Komplikationen herbeiführt.

Wer C.K. McDonnell kennt, weiß, dass seine Dialoge mit deftigen, äußerst kreativen Flüchen gespickt sind. Schon in der „The Stranger Times“-Reihe war die Sprache, nun ja, nennen wir es herzhaft.
Wirklich punkten können seine Romane aber vor allem mit der schrägen Art von Humor, die der Autor einfließen lässt. Sowohl der Chef der Stranger Times als auch der Titelgebende Bunny McGarry sind meiner Meinung nach – obwohl wirkliche Ungustln – die genialsten Charaktere der Bücher.

Das zweite begonnene Buch – ja, ich lese meistens mehrere Bücher parallel – ist von R.F. Kuang „Babel“. Dieser Roman spielt im viktorianischen British Empire und dreht sich um die Kolonialisierung und Ausbeutung der „niederwertigeren“ Kulturen. Ist die Geschichte an sich fiktional und magisch, so findet man unglaublich viel Wissen rund um die Einstellung und Gepflogenheiten der Briten zu dieser Zeit.
Der chinesische Waisenjunge Robin Swift kommt als Kind in die Obhut eines britischen Vormundes nach London und wird einer strengen Ausbildung zugeführt, mit der Absicht, ihn später in Oxford zu einem Dolmetscher und Silberwerker ausbilden zu lassen.
Im Laufe dieser Ausbildung kommt er in Kontakt mit der Untergrund-Organisation Hermes, die sich gegen das vorherrschende System und die Ungleichheit stellt. Anfangs will er sein bequemes Leben im Wohlstand nicht gefährden, doch immer mehr kommt sein Unrechtsbewusstsein zum Vorschein und zieht ihn tiefer in die Widerstandsbewegung hinein, bis er endlich bereit ist alles zu opfern, um dem Hochmut der Upper-Class entgegenzutreten.

Wie gesagt ist es zwar eine erfundene Story, in der mit Hilfe von Silber und Wortpaaren auch etwas gezaubert wird, aber gleichzeitig ist es eine schonungslose Abrechnung mit der Geschichte des Kolonialismus und dem Vorgehen der weißen Elite. Allen, die sich von Fußnoten und dicken Wälzern nicht abschrecken lassen, sei dieses Buch ans Herz gelegt!

Da ich zum Zeitpunkt des Schreibens noch mitten im Urlaub stecke, kann ich euch natürlich nicht alle Bücher so detailliert vorstellen, die ich eingepackt habe – vor allem, weil ich sie ja noch gar nicht alle gelesen habe. Aber hier kann ich sie zumindest mal auflisten:

Freida McFadden: „Wenn Sie Wüsste“
Michael Köhlmeier: „Sagen des klassischen Altertums“
Walter Mosley: „Teufel in Blau“
Travis Baldree: „Magie und Milchschaum“
Jim Butcher: „Wolfsjagd – Die Dunklen Fälle des Harry Dresden“
C.K. McDonnell: „Love will Tear us apart“
(englische Ausgabe, auf Deutsch ab 29.9.2023)

Es wird also spannend und fantastisch – egal was ich als nächstes beginnen werde. Die nächsten Tage werden weisen, was ich noch alles schaffe, und wer weiß, vielleicht findet ihr die Rezension ja dann auf unserer Homepage.

Schönen Urlaub,
Evelyn

Nachträgliche Ergänzung: Am Ende des Urlaubs konnte sich meine Leseliste tatsächlich sehen lassen. „Teufel in Blau“ und „Magie und Milchschaum“ hab‘ ich auch noch geschafft. Zusätzlich gelesen habe ich „Das unglaubliche Leben des Wallace Price“ – T.J. Klune zählt seit jetzt offiziell zu meinen Lieblingsautoren!
Meine Rezensionen könnt ihr hier nachlesen!


Bunny McGarry und der Mann mit dem Allerweltsgesicht
C. K. McDonnell
Eichborn 2023
978-3-8479-0142-6

Hier geht’s zum Onlineshop


Babel
R.F. Kuang
Eichborn 2023
978-3-8479-0143-3

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